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Jazz-Sängerin Robin Barnes mit ihrer Second-Line-Band im French Quarter von New Orleans
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  • Bundesstaaten:
    Louisiana

An einem warmen Sonntagvormittag in New Orleans

Während ihr noch bei eurem Teller Shrimp and Grits und dem soeben getrunkenen Zichorienkaffee hinterhersinniert, hört ihr in der Entfernung plötzlich Trompeten.

Die Musik kommt rasch näher und wird dabei immer lauter. Schon spürt ihr die Vibration der Trommelschläge, und ihr merkt, wie euer Fuß anfängt mitzuwippen. Ihr steht auf und müsst einfach lächeln, als eine Gruppe Musiker in bunten Anzügen, mit Hüten und Schärpen um die Ecke biegt. Und bevor ihr euch verseht, seid ihr inmitten einer ausgewachsenen Parade.

Second Line ist eine Tradition von New Orleans, Louisiana, die auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Damals veranstalteten Bruderschaften und Nachbarschaftsvereine Paraden zu Ehren von verstorbenen Gemeindemitgliedern. Heute sind diese Paraden an kein besonderes Ereignis gebunden, verbreiten aber weiterhin die einzigartige Grundhaltung von New Orleans: Nehmt euch die Zeit, das Leben zu feiern! Jazzsängerin Robin Barnes (auch als das „Goldkehlchen von New Orleans“ bekannt) bringt es auf den Punkt: „In New Orleans wird das Leben gefeiert, die Zukunft und das Glück, einfach hier zu sein. Wir sind heute hier. Wir freuen uns, hier zu sein. Genießen wir es und leben wir, als ob es der letzte Tag wäre.“

Wenn ihr das Glück habt, auf eine Second Line zu treffen, dürft ihr euch gerne einreihen – solange ihr das Tempo halten könnt. (Angesichts der Klänge einer typischen Brassband von New Orleans, die eher zum Mitwippen anregen, sollte das kein Problem darstellen.)

Das French Quarter

Das French Quarter ist der Inbegriff eines Künstlerviertels. In den Straßen, Geschäften und Veranstaltungsorten zeigen Schauspieler und Schlangenmenschen, Maler und Tänzer ihr Können, ihr könnt euch die Zukunft weissagen lassen und natürlich hört ihr an jeder Ecke Musik. Nur wenige Orte sind so offen, vielfältig und in Feierstimmung wie New Orleans. Robin sieht das genauso. „New Orleans ist eine der Städte, in der du an einem Dienstag im Tutu auf die Straße gehen kannst und niemand dich anstarrt.“

„Jazz ist ein Symbol der Freiheit“, erklärt sie. Der Jazz, wie er heute in New Orleans gespielt wird, ist eine einzigartige Mischung aus traditionellen afrikanischen Rhythmen, europäischen Blechbläsern und kubanischem Habanera. Er spiegelt in seiner Vielfalt die Handelsrouten und Wanderbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts wider und ist mit seinem unverwechselbaren Klang aus New Orleans nicht wegzudenken. Doch New Orleans erlegt sich keine Beschränkungen auf – nicht weit von den Musikclubs im French Quarter dringen Zydeco, Blues oder irische Folkmusik an euer Ohr, um nur einige Beispiele zu nennen.

Straßenkünstlerin im French Quarter

Straßenkünstlerin im French Quarter
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Der Geschmack bunter Kulturen

Wenn die Vereinigten Staaten ein Schmelztiegel sind, ist New Orleans ein Teller Gumbo. Ursprünglich befand New Orleans sich unter französischer und spanischer Herrschaft und wurde erst mit dem Louisiana Purchase von 1803 Teil der USA. Im 19. Jahrhundert war die Stadt der größte Hafen im gesamten Süden, was einen beinahe ständigen Austausch von neuen Waren, Ideen und Gewürzen mit sich brachte. Vor dem Bau der ersten großen Brücke 1958 gab es in New Orleans mehr Kanäle als in Venedig, und die Einheimischen nutzten Boote ebenso zur Fortbewegung wie Trambahnen.

Eines der besten Beispiele für das Verschmelzen der Kulturen in New Orleans ist YaKaMein, eine lokale Spezialität, die außerhalb der Stadt kaum bekannt ist. Für die Einheimischen ist diese Rindersuppe (passenderweise auch „Old Sober“ genannt, also „Alter Nüchternmacher“) das beste Mittel gegen Kater, und Ms. Linda gilt als die beste Köchin. Robin erzählt bei einem Teller Suppe von ihr. „Ms. Linda erinnert mich an meine Oma. Sie ist voller Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Diese Frau möchte dir zu essen geben. Sie möchte dich umarmen. Hier findet ihr die echte Gastlichkeit und Liebe von New Orleans.“

Die genauen Ursprünge von YaKaMein sind unbekannt. Klar ist jedenfalls, dass sie mit einer Mischung aus chinesischen und afroamerikanischen Gewürzen zubereitet wird. Der Legende nach stammt das Rezept von chinesischen Einwanderern, die aus Kalifornien geholt wurden, um im Eisenbahnbau und auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Andere glauben, dass es von afroamerikanischen Soldaten mitgebracht wurde, die im Koreakrieg gekämpft und dort Gefallen an asiatischer Nudelsuppe gefunden hatten.

Doch egal, woher das Rezept für YaKaMein nun wirklich stammt, in einem sind sich die Einheimischen einig: Sie sind froh, dass diese herzerwärmende Speise sich gehalten hat.

Robin Barnes im Gespräch über die Spezialitäten von New Orleans

Robin Barnes im Gespräch über die Spezialitäten von New Orleans
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Willkommen in New Orleans

New Orleans, Louisiana ist wie eine ausgelassene Party ohne Gästeliste. Die Menschen hier arbeiten hart und feiern noch wilder. Es ist eine kleine Stadt, die dich daran erinnert, dass die Welt groß und weit und wunderschön ist. Robin lächelt: „Wir umarmen Fremde. Wir umarmen Menschen, die wir jahrelang nicht gesehen haben. Wir umarmen Menschen, die wir vor fünf Sekunden kennengelernt haben. Wir haben einen sehr familiären Umgang hier in dieser Stadt.“

Eine spontane Tanzparty mit dem Jackson Square im Hintergrund

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